Die Auswirkungen der Corona-Krise auf Coworking-Spaces

Ende letzten Jahres erreichte uns die Anfrage einer Studentin, die in ihrer Bachelorarbeit die Auswirkungen der Corona-Krise auf Coworking-Spaces untersuchen wollte. Selbstverständlich hat die Werkbank an dieser Umfrage teilgenommen. Jetzt liegt die fertige Bachelorarbeit von Ann-Cathérine Decker vor und wir wollen euch die zentralen Ergebnisse nicht vorenthalten.

Die Umfrage lief zwischen Dezember 2021 bis Januar 2022. Teilgenommen haben 13 Coworking-Space-Betreiber. Davon sind 54 Prozent innerstädtisch, 15 Prozent in der peripheren Region Umgebung einer Stadt und 31 Prozent sind im ländlichen Raum angesiedelt.

Umsatzauswirkungen

Bei der Auswertung der Umfrage zeigt sich, dass „etwa 80 Prozent der Coworking-Spaces im Zuge der Pandemie Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Nach einer Erhebung von Deskmag sanken die Einnahmen von Coworking-Spaces in diesem Zeitraum um 40 Prozent.“ (Zitat) Dennoch waren die Coworking-Spaces in Deutschland nicht gezwungen, ihren Betrieb zu schließen. Die meisten hielten den Betrieb mit eingeschränktem Dienst aufrecht, nur etwa 10 Prozent schlossen zeitweise ihren Coworking-Space - und zwar freiwillig.

Etwa 80 Prozent der Coworking-Spaces mussten im Zuge der Pandemie Umsatzeinbußen hinnehmen.

Bachelorarbeit von Ann-Cathérine Decker

Die größten Umsatzausfälle fanden im Geschäftsbereich Vermietung von Meetingräumen statt. Dennoch ging der Umsatz bei der Vermietung von Schreibtischen und Veranstaltungsräumen ebenfalls zurück, wenn auch deutlich geringer.  
Ein Grund war dabei wohl die Einhaltung der zeitweise vorgeschriebenen Mindestabstände, wodurch die Coworking-Spaces weniger Raum und Arbeitsplätze anbieten konnten. Im Sommer 2020 standen rund ein Viertel der bisherigen Arbeitsplätze nicht mehr zur Verfügung.

Um die Umsatzeinbußen etwas zu kompensieren, stellten zwei Drittel der befragten Coworking Space Betreiber einen Antrag auf "Nothilfe" für Kleinunternehmer und Selbstständige. Viele haben zudem den Kontakt zu den Eigentümern ihrer Räumlichkeiten gesucht. Von ihnen konnten rund 60 Prozent ihre Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Vermietern vorübergehend aussetzen. Einige Coworking-Spaces Betreiber boten ihren Mitgliedern temporäre Rabatte an, mit dem Ziel der Mitgliederbindung.

Interessant war in den Folgemonaten die positive Entwicklung bei der Vermietung von Einzelarbeitsplätzen bzw. Einzelmitgliedschaften. Durch die zunehmende Unzufriedenheit mit dem Homeoffice erlebten die Einzelarbeitsplätze bzw. die Einzelmitgliedschaften einen Boom. Die negativen Seiten des Homeoffice wie fehlende soziale Interaktion, Verschmelzung von Arbeits- und Privatleben und möglicherweise auch mangelhafte Infrastruktur in Form von nicht vorhandenen Druckern oder schwacher Internetverbindung führten dazu, dass viele die Alternative Coworking-Space probierten.

Eine im Frühjahr 2020 durchgeführte Studie der Hochschule Augsburg ergab übrigens, dass 100 Prozent aller Personen, die beide Möglichkeiten des ortsunabhängigen Arbeitens getestet haben, sich alternativlos für das Arbeiten in einem Coworking-Space entscheiden würden.

Studie „Coworking vs. Homeoffice. Alternative zum klassischen Büro.“, Laura Schwarz

Preisreaktionen

Spannend war dann auch die Frage, ob Coworking-Spaces ihre Preise aufgrund von Corona anpassen mussten. Knapp 70 Prozent der Befragten verneinten diese Frage, ihre Preise blieben demnach während der Corona-Krise unverändert. 15 Prozent der Coworking-Spaces führten eine Preiserhöhung durch, ebenso viele senkten ihre Preise.

Wahrnehmung verbessert

Einen positiven Effekt hatte die Pandemie mit Sicherheit: das Konzept des mobilen Arbeitens ist in der Öffentlichkeit besser bekannt als noch vor der Corona-Pandemie. Laut Axel Minten, Vizepräsident des BVCS, haben viele Unternehmen und ihre Angestellten, sowie Gemeinden, Verwaltungsbehörden und politische Entscheidungsträger erkannt, dass die Vorteile des flexiblen und ortsunabhängigen Arbeitens die Risiken überwiegen.

Zudem haben die veränderten Arbeitsmethoden zu einem größeren Interesse an Räumlichkeiten für Online-Konferenzen, Videogespräche und Podcast-Aufzeichnungen geführt. Aus diesem Grund haben einige Coworking-Spaces ihre Kapazitäten an Räumen mit optimaler Akustik ausgebaut.

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